Familiengeschichte schreiben: vom Material zum Buch
Keine Pflicht zur Vollständigkeit
Zuallererst: Verabschieden Sie sich vom Gedanken, dass Ihre Nachkommen von Ihnen Vollständigkeit erwarten. Das Bild, das Sie von der Familiengeschichte vermitteln können, wird Lücken haben und nicht alle Fragen beantworten. Daher können Sie sich ganz entspannt auf das konzentrieren, was Sie bei Ihren Recherchen und in Interviews mit Verwandten in Erfahrung bringen konnten. Wenn Sie einen roten Faden sehen, hängen Sie die Geschichten locker daran auf, ohne sie zu darauf hinzubiegen. Wenn Sie kein Leitmotiv finden konnten, schreiben Sie Kurzgeschichten, die ihren Halt in der Chronologie finden.
Kurzgeschichten statt Familienepos
Die "Modul-Technik" hat den Vorteil, dass Sie sich beim Schreiben nicht überfordern und ihre Leser sich konzentriert einer Person oder einem Ereignis widmen können. Zeitsprünge in der Gesamtgeschichte werden sie leicht verzeihen, wenn die einzelnen Kapitel dicht und anschaulich sind. Außerdem können Teilerzählungen später auch zu neuen Familiengeschichten zusammengesetzt werden. Beispielsweise, wenn eine Cousine, angeregt durch Sie, ihren Kindern und Enkeln eine Familiengeschichte mitgeben will, die sich eben nur in Teilen mit Ihrer Vorlage deckt.
Material kapitelweise zusammenstellen
Überprüfen Sie jetzt also, wo sich Ihr Material verdichtet. Zu welchen Ereignissen haben sich viele Ihrer Angehörigen geäußert? Über welche Menschen gibt es besonders viel zu berichten - vielleicht auch, weil sie starken Einfluss auf den Fortgang der Familiengeschichte genommen haben? Indem Sie das Gesammelte auf Gewicht und Informationsdichte abklopfen, finden Sie zu Themen und Kapiteln. Folgenschweres, worüber Sie wenig erfahren haben, kann in einem eigenen aber kurzen Kapitel erzählt werden. Vielleicht fügen Sie Texte und Fotos kapitelweise zu eigenen Dokumenten zusammen, die später selbstverständlich wieder aneinandergefügt werden. Bleiben noch die gesellschaftlichen Entwicklungen vor deren Hintergrund sich ihre Familiengeschichte abspielt.
Geschichtliche Zusammenhänge erwähnen
Historische Informationen sollten nicht fehlen. Denn erst, wenn man Hinweise auf die "große Geschichte" mit einbezieht, werden manche Entscheidungen der Vorfahren verständlich, die ja unter anderen Bedingungen gelebt haben als wir. Hier als Autor nachzurecherchieren, hilft den Lesern, sich zu orientieren. Beantworten Sie, entweder in den einzelnen Kapiteln oder in Zwischentexten, beispielsweise diese Fragen: Was waren die Schlagzeilen der Monate, um die es geht? Was charakterisiert den Zeitgeist der beschriebenen Epoche? Was passierte in diesem Jahr in Politik, Wirtschaft und Kultur? Ein Absatz kann genügen, um die Familiengeschichte historisch zu verankern.
Mit Titeln Neugier wecken
Sie haben das Material jetzt gewichtet und geschichtlich eingeordnet. Versuchen Sie jetzt, spannende Titel für die einzelnen Kapitel zu finden. Sie sollten auf den Punkt bringen, worum es im nächsten Abschnitt geht und neugierig machen. Wie das geht? Im nächsten Artikel dieser Serie bekommen Sie Textcoaching!