Deutsch wie neu: 10 aktuelle Sprachtrends
1. Uuups
TV-Deutsch. Ausdruck der Überraschung, übernommen aus US-amerikanischen Fernseh-Soaps. Mit diesem Ausruf lassen sich peinliche Momente charmant entschärfen. Ersetzt das Rotwerden.
2. wellnessen
Tourismusdeutsch. Wellness, das Lieblingswort der Urlaubsbranche, hat Nachwuchs bekommen. Das Verb zum Substantiv meint "es sich mit einigem finanziellem Einsatz gut gehen lassen". Auf einem Waldspaziergang wellnessen ist daher (bisher noch) ein Widerspruch.
3. Beta-Version
Netzdeutsch. Es gibt Produkte, die akzeptieren Kunden, wenn sie noch gar nicht fertig sind. Software etwa. Beta-Versionen werden online zu Testzwecken veröffentlicht und sind beliebt, weil kostenlos. Der Makel der Unfertigkeit scheint zu schwinden. Gute Nachrichten. Auch der Mensch ist schließlich eine Beta-Version.
4. alternativlos
Politikerdeutsch. Von Kanzlerin Angela Merkel oft benutzte Formulierung, um Nachfragen abzublocken und Entscheidungen durchzusetzen. Wurde von der Gesellschaft für deutsche Sprache wegen seiner diskussionsfeindlichen Wirkung zum Unwort des Jahres 2010 erklärt.
5. Achtsamkeit
Spirituelles Deutsch. Das Wort meint: universelle Aufmerksamkeit. Von buddhistisch inspirierten Kreisen lanciert, ist das Wort in der Personalabteilung der meisten größeren Unternehmen angekommen. Die nun trendgerecht Achtsamkeitstraining nach Feierabend anbieten.
6. nicht wirklich
Denglish 2. So klingt aktuell deutsche Verneinung auf die feine englische Art: "Hat Ihnen das Konzert gefallen?" "Nicht wirklich." Man lässt sich nicht festnageln und brüskiert niemanden. Herleitung von "not really". Wer sagt denn, dass Deutsche immer offen ihre Meinung sagen müssen?
7. stylish
Modedeutsch. Auch "stylisch". Stilsichere Stylisten stylten stilvoll hunderte Stilikonen. Da kann man schon einmal durcheinanderkommen. Heute steht Stilsicheres im Museum und stylishe Mode im Internet. Ist einfach so.
8. Bankenrettung
Wirtschaftsdeutsch. Bezeichnet seit der Finanzkrise 2009 die Versuche der Bundesregierung mit sogenannten "Rettungspaketen" Banken in der Wirtschaftskrise vor dem Bankrott zu bewahren. 250 Milliarden wurden bisher gewährt. Wenn hier mal nicht das Ideal des "Retters" überstrapaziert wurde...
9. im grünen Bereich
Technikdeutsch. Früher gab es beim Betrieb von Maschinen zwei Signalfarben: Rot und Grün. Rot hieß Gefahr, bei Grün war alles in Ordnung. Heute kann auch auf dem Konto, zwischen Kollegen oder in der Liebesbeziehung "alles im grünen Bereich" sein. Grün entspannt eben auch.
10. chillen
Jugenddeutsch. 1990 soll die Gruppe The KLF durch ihr Album "Chill Out" den US-Slangausdruck fürs gemeinsame Abhängen in die Techno-Szene eingeführt haben. Inzwischen sind die Raver von damals erwachsen geworden. Seither wird generationsübergreifend gechillt.